Mein Weg zur Tierkommunikation
- Romina
- 29. Apr. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Seitdem ich denken kann, begleiten Tiere mein Leben. Als kleines Mädchen habe ich mit dem Reiten angefangen, unseren Urlaub verbrachten wir meistens auf dem Bauernhof und zuhause hatte wir Kaninchen und einen Kater.
Als ich mich nach dem Abitur entscheiden musste, was ich beruflich machen möchte, schwebte mir lange vor, dass ich in der tiergestützten Therapie tätig sein wollte. Ich dachte damit könnte ich gleichzeitig Menschen helfen und den ganzen Tag mit Tieren zusammen sein.
Nach einigen Umwegen schloss ich die Ausbildung zur Tierarzthelferin ab und arbeitete ein paar Jahre in dem Beruf. Im Herbst 2018 ergab sich für meinen Mann eine berufliche Chance im Süden von Deutschland und so zogen wir mit unseren damals 3 Katzen Creamy, Monty und Pepper vom Ruhrgebiet in`s Schwabenländle. Dort fanden wir eine kleine Wohnung am Rande eines Dorfes, in der wir uns sehr wohl fühlten. Wir haben uns immer gewünscht, etwas ländlicher und im Grünen zu wohnen und genossen die Ruhe dort sehr. Unmittelbar hinter unserem Haus befand sich ein Reitstall, in dem Reittherapie angeboten wurde. Ich fing an, dort auszuhelfen und war schnell für die Pflege und Versorgung der Therapiepferde zuständig und half auch während der Therapieeinheiten aktiv mit.

Dort am Stall lernte ich einen ganz besonderen Menschen kennen - meine Freundin Teresa, die mir einen völlig neuen Blick auf den Umgang mit Tieren, vor allem Pferden zeigte. Sie erzählte mir von der Tierkommunikation und ihrem achtsamen Umgang mit (ihren) Tieren. Das kam mir zunächst sehr fremd vor, war es doch völlig anders als das, was ich von klein auf in Reitschulen über den Umgang mit Pferden lernte. Wird nicht in den meisten Reitschulen vermittelt, dass der Mensch stets das Sagen haben muss, das Pferd folgen soll und wenn es das nicht tut, man das Signal deutlicher geben soll? Zur Not mit Gewalt (sprich, der Gerte, dem Schenkel, der Hand usw.). Zwar würde ich von mir behaupten, dass ich im Laufe der Jahre Aussagen wie diese hinterfragt habe und einige Dinge für meinen Umgang mit Pferden geändert habe, allerdings glaubte ich dennoch, dass es einige Regeln gibt, die Pferde einfach einhalten müssen. Pferde müssen beim Führen immer hinter dem Menschen laufen, anhalten und losgehen, wenn der Mensch es sagt. Man redet sich ein, dass das Pferd gehorchen muss, weil es sonst gefährlich werden könnte.
Teresa zeigte mir, dass es auch anders geht, bzw. dass es eigentlich nur anders gehen kann, wenn man eine echte Freundschaft auf Augenhöhe mit (seinen) Pferden wünscht. Alles, was wir uns für den Umgang mit uns selbst wünschen, sollten wir doch selbstverständlich auch bei unseren Pferden und anderen Tieren anwenden. Eine freundliche Begrüßung und Verabschiedung, statt achtloses „Halfter-über-den-Kopf-ziehen“ und los geht`s zum Putzplatz. Eine ernst gemeinte Frage, wie es dem Gegenüber heute geht, auf welche Unternehmung es Lust hat. Gemeinsam entscheiden, was man zusammen macht, statt starrem Trainingsplan. Wahrnehmen der Bedürfnisse, zum Beispiel Ruhephasen oder Fresszeiten achten. Eigentlich also die absoluten Basics für einen respektvollen Umgang miteinander.
Stell dir vor, deine beste Freundin kommt zu dir nach Hause. Du liegst vielleicht gerade auf der Couch und döst vor dich hin. Deine Freundin kommt rein geprescht, schmeißt dir ein kurzes „Hallo“ an den Kopf, reißt dich von der Couch, du hast keine Zeit mehr zur Toilette zu gehen oder etwas zu trinken und ihr geht Joggen. Du hasst Joggen. Während des Laufens darfst du dir 10 mal anhören, dass du ruhig mal ein freundlicheres Gesicht machen und etwas fleißiger sein könntest. Auf dem Weg kommt ihr an einer Eisdiele vorbei, du hast total Lust auf Eis und hältst an. Als Konsequenz schubst deine Freundin dich ordentlich und zwingt dich noch 2 weitere km zu laufen als Strafe für dein bockiges Verhalten. Das klingt jetzt vielleicht etwas weit hergeholt, aber ist es nicht genau das, was wahrscheinlich jede von uns schonmal mit seinem Pferd bzw. anderem Tier gemacht hat? Dürfen wir uns in dem Fall wirklich Freundin nennen? Ist das wirklich die Art Beziehung, die wir uns mit unseren Tieren wünschen? Sollten wir nicht viel mehr auf unser Gegenüber achten, wahrnehmen und akzeptieren, dass manche Pferde eben lieber ein Stück vor dem Menschen laufen oder bei einem gemeinsamen Spaziergang gerne mal anhalten um zu grasen, weil das Gras einfach so verlockend riecht? Oder das Pferd aufgrund zu langer Fresspausen oder Mangelernährung einfach riesigen Hunger hat und an dem Gras nicht vorbei gehen KANN? Wer hat eigentlich diese Regeln mit dem Menschen als „Leittier“ aufgestellt und was spricht dagegen, das alles mal zu hinterfragen und vor allem sein Tier zu fragen, was es sich wünscht?

Ich glaube, wenn man sich einmal der Tierkommunikation geöffnet hat und sein Handeln im Alltag hinterfragt, anfängt, sein Tier ganz bewusst wahrzunehmen, seine Bedürfnisse und Wünsche zu hören, dann hat man zumindest den ersten Schritt in Richtung Freundschaft auf Augenhöhe getan. Angefangen damit, dass man sein Pferd vor dem Ausritt fragt, ob es lieber die gebisslose Zäumung oder das Knotenhalfter tragen möchte, man das Pferd während des Ausrittes den Weg mitbestimmen lässt und es anschließend vielleicht noch die Möglichkeit hat, das frische Gras am Wegesrand zu zupfen. Das ist dann zwar noch lange keine gemeinsame Entscheidung im eigentlichen Sinne, aber immerhin wird der Wunsch des Pferdes in diesem Beispiel an 3 Stellen gehört.
Wenn man dann wirklich in die Tiefe gehen will, kann man mithilfe eines professionellen Tiergespräches sein Tier fragen lassen, was es sich für sein Leben wünscht, ob es glücklich ist und ob man als Mensch etwas ändern kann. Wenn man dann die Antworten seines Tieres hört und sein Tier in dem Gespräch ganz klar wiedererkennt, ist man höchstwahrscheinlich spätestens dann von der Tierkommunikation gefesselt und kann sich keinen anderen Weg mehr vorstellen.
Nachdem ich das verstanden hatte, saugte ich alles, was die Tierkommunikation anging in mir auf, folgte vielen Tierkommunikatorinnen in den sozialen Medien und sah einen Vortrag zum Mitmachen auf YouTube von Catherin Seib (--> hier geht`s zum Video). Die Erfahrung, die ich bei diesem Selbstversuch zuhause auf der Couch machte, erschütterte mich förmlich. Ich stellte einem der Therapiepferde, die ich betreute, u.a. die Frage, ob es gerne mit seinem Paddockpartner zusammen stehe und als Antwort lief es mir eiskalt den Rücken runter, ich bekam Angst, fühlte mich wie in einem Alptraum. Dieses Erlebnis war für mich so prägend und ein solcher Schlüsselmoment, dass ich beschloss, die Tierkommunikation professionell zu lernen um später einen kleinen Teil zur besseren Verständigung zwischen Mensch und Tier beizutragen und vor allem meine Tiere besser verstehen zu können.
Danke Teresa, dass du mir deinen Weg gezeigt hast und mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet hast!
Spannend, wie ich die vermutlich wichtigste Erkenntnis meines Lebens im Zuge der Arbeit machte, die ich mir seit dem Schulabschluss für mich wünschte. Diesen Berufswunsch habe ich nun aus offensichtlichen Gründen verworfen, denn ihr könnt euch vorstellen, dass die wenigsten Tiere als Therapietiere dienen möchten, wenn diese Arbeit nicht achtsam, respektvoll und auf Augenhöhe geschieht. Aber das ist ein anderes Thema.. 😉

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